Die zwei Leben des Daniel Shore - Arbeitsweise

Daniel Shore (Nikolai Kinski) muss im Urlaub in Marokko tatenlos die Ermordung des kleinen Sohnes seiner marokkanischen Geliebten miterleben. Zurück in Deutschland, zieht der von Schuldgefühlen verfolgte Student in die ehemalige Beletage des alten Mietshaues seiner verstorbenen Großmutter. In den bedrückenden Fluren trifft er bald auf eine Reihe skurril-verschrobener Mitbewohner. Plötzlich erhält er noch einmal die Chance, das Leben des kleinen Nachbarjungen zu retten, ein zweites Mal will er nicht versagen...

Hier wollten wir zwei Gegenwelten schaffen.
Eine heruntergekommene Beletage-Wohnung mit einem angrenzenden, 25 Meter langen Hausflur, diversen abgehenden Wohnungen und einem Dienstbodenzimmer am Ende, sowie einem Treppenhaus und einem Innenhof, der Blickkontakte ermöglichte, sollte gebaut werden. Die Farbgebung: düstere Schlammfarben, Dunkelgrün und Ocker im Gegensatz zu den kontrastreichen, klaren, hellen Farbtönen Marokkos.

Lange suchten wir eine Halle mit einem Loch oder einer abgesenkten Etage, um das Treppenhaus und den Innenhof unmittelbar an den Hausflur anschließen zu können. Damit konnte verhindert werden, den Hauptspielort auf Gerüsthöhe zu bauen oder zu splitten. Glücklicherweise fanden wir eine Halle und bauten alles, zwar bei eisiger Kälte, aber an einem Stück an einem Ort auf. Jeder Raum wurde mit Sprungwänden und abnehmbaren Decken versehen, um optimale Drehbedingungen zu schaffen. Küche und Bad waren in den 50ern schon einmal erneuert worden, doch im Salon, Schlafzimmer und Flur scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Dem Hauptdarsteller gelingt es weder eine Beziehung zur großmütterlichen Wohnung noch zu seinen Mitbewohnern aufzunehmen, wodurch Daniel Shores missliche Gefühlslage sich derart verstärkt, dass er letzten Endes "durchdreht". Das Szenenbild stellt seine Abgespaltenheit von sich und der Umwelt dar, er wird zum Fremdkörper im Raum.  

Meine bisher schönste Aufgabe!